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Spätberufen zum Christsein

Erwachsenentaufe im Erzbistum Bamberg

Karin Hascher blickt in die Kerzenflamme auf dem Tisch. Denkt kurz nach und sieht ihren letzten Gottesdienstbesuch wieder vor sich. „Geborgen in der Gemeinschaft“ habe sie sich gefühlt, „gut aufgehoben“ und irgendwie angekommen. „Obwohl viele Symbole und Textpassagen mir neu waren, haben sich mehr Fragen geklärt als aufgeworfen“, sagt sie. Und nie sei es so intensiv gewesen, eine Kerze zu entzünden, wie bei diesem Kirchenbesuch. Die Reflexion ist Teil des Glaubenskurses, den Karin Hascher mit einigen anderen Erwachsenen besucht. In der Osternacht 2019 möchte sie sich taufen lassen und katholische Christin werden.

In einem Nebenraum des Jugendkulturtreffs „Immerhin“ im Bamberger Südosten sitzt die Gruppe um einen großen Tisch. Eine Kerze brennt am Adventskranz in der Mitte. Alle schildern ihre Eindrücke aus dem Abendgottesdienst. Einer berichtet vom Erinnern an religiöse Erfahrungen der Kindheit. Eine andere vom Gefühl des geistlichen Ausklangs nach einem Tag mit morgendlichem Rosenkranz und mittäglicher Beerdigung. Der nächste erzählt von dem Gefühl, im Vater Unser Versöhnung gespürt zu haben. Salesianerpater Dieter Putzer und Pastoralreferent Gregor Froschmayr hören zu, ordnen ein, beruhigen auch: „Sie müssen noch nicht die Bedeutung jedes Rituals verstehen. Und wenn Gott selbst Fragen aufwirft, seien Sie unbesorgt. Das geht uns auch so“, sagt Pater Putzer und lächelt.

Gregor Froschmayr nickt. Zum sechsten Mal begleitet er den Glaubenskurs „Deine Chance: glaubenLEBEN“. Jährlich bildet sich hier eine kleine Gruppe aus Erwachsenen, die sich in einem halben Jahr auf ihre Firmung oder Taufe vorbereiten lassen. Langweilig wird es dem 44-Jährigen nicht: „Im Kurs wird über Dinge gesprochen, die in unseren Pfarreien oft keinen Platz haben, weil sie als zu grundlegend gelten.“ Das interessiere und motiviere ihn als Referenten für Glaubensbildung. Es tauchten Fragen auf wie: „Was glaube ich und womit tue ich mich schwer im Glauben oder im Verhältnis zur Kirche?“ Es entstünden neue Perspektiven auf Aspekte des Glaubens, die auch sein eigenes Bild von Kirche und Glauben beeinflussten.

Auf den Lieblingsteil eines jeden Kurses angesprochen, nennt der 44-Jährige die wachsende Gemeinschaft, wenn die Teilnehmenden erkennen, was sie verbindet: „Sie sehen, dass sie mit ihren Fragen nicht allein dastehen. Und sie merken auch, dass wir Profis selbst mit einigen Fragen ringen und dass sich Ansichten innerhalb des großen katholischen Rahmens unterscheiden und verändern können.“ Das sei eine befreiende Botschaft, findet Froschmayr. Es heiße nämlich auch, dass die zu Taufenden bei ihrer Taufe keine fertigen Christinnen und Christen sein müssten. „Sie ist ja eigentlich erst der Anfang und alle Antworten bekommt man sowieso erst in der Vollendung bei Gott.“

Erfolg definiert Froschmayr für den Taufkurs so, dass die Teilnehmenden gestärkt werden in ihrem Glauben und ihre Erfahrungen weitertragen. „Oft kann man richtig zusehen, wie dieser Glaube wächst, wie auf einmal einzelne Puzzlesteine ineinanderpassen.“ Dann werde auch klar, dass Glaube keine fromme Übung für Sonn- und Feiertage sei, sondern der Glaube das Leben und das Leben den Glauben beeinflusse.

von Gästebrief